Homeoffice meets Sitzmuskel
Aktualisiert: 24. Jan. 2021
Was hat Homeoffice mit dem M.iliopsoas zu tun und warum machen wir so oft Anjaneyasana (Sprinter) im Yoga?🤔😉
Homework ist für viele Segen oder Fluch und das aus den unterschiedlichsten Gründen.
Aus Sicht unseres Körpers, im speziellen dem M. psoas, unserem Sitz-/Stress-/Seelenmuskel ist es wohl eher ein Fluch, denn dadurch bewegen wir uns zumeist noch weniger als schon im klassischen Bürojob.
Der M.iliopsoas setzt sich aus dem M.psoas und M.iliacus zusammen und nennt sich Lenden- Darmbeinmuskel. Er verkürzt und verkümmert durch langes Sitzen und verursacht oft Rücken- Knie und Hüftschmerzen sowie Bewegungseinschränkungen.
Da er im Rücken entspringt, durch den Bauchraum ins Becken zieht und am inneren Oberschenkel ansetzt, ist er der einzige Muskel, der den Oberkörper mit dem Unterkörper verbindet. Er stabilisiert die Wirbelsäule, beugt das Hüftgelenk und hebt den Oberschenkel an, beugt den Rumpf und sorgt für eine aufrechte Haltung.
Er ist über Faszien mit dem Zwerchfell verbunden und hat Einfluss auf unsere Atmung. Wenn wir einatmen, kontrahiert das Zwerchfell, was z.B. auch passiert, wenn wir uns erschrecken oder in Stress geraten. Der ganze Körper zieht sich zusammen und wir runden (ducken) uns als Schutzhaltung, was auch den M.psoas verkrampft und über das Rückenmark an unser Gehirn (Amygdala unserem Reptiliengehirn) eine Gefahrenmeldung sendet. Dieses löst eine evolutionär bedingte „fight or flight“ Reaktion aus. Zudem werden bei Stress Adrenalin und Cortisol (Hormone der Nebenniere) ausgeschüttet, welche den Körper zur Kampf-und Fluchtsituation befähigen. Wenn der Körper also in einer Daueranspannung (z.B. Sitzen) ist und zusätzlich noch Stress aller Art dazu kommt, dann wird dem Körper eine stetige Gefahr suggeriert, was den Abbau der Hormone verhindert.
Wir sitzen die Situation aus, anstatt wie früher zu kämpfen oder zu flüchten, was über kurz oder lang zu unterschiedlichen Symptomen, wie Rücken- Hüft- Knieschmerzen, Atembeschwerden, Müdigkeit, Abgeschlagenheit bis hin zu emotionalen Störungen wie Gereiztheit, Ungeduld, Engstirnigkeit oder Ängsten führen kann.
In der TCM, dem Yoga und der Kinesiologie wird der M.iliopsoas dem Nierenmeridian zugeordnet. Dieser steht für das Wasserelement und den Winter. Der Partner ist der Blasenmeridian. Der Winter steht für den Rückzug (wie es auch in der Natur zu sehen ist) sowie das Sortieren und es ermöglicht uns, sich auf die wichtigen Dinge zu besinnen. Genau das ist die Aufgabe der Nieren. Die Reinigung und das Filtern von essenziellen Stoffen im Körper sowie die Regulation des Wasser- und Wärmehaushaltes. Zudem sind die Nieren unser Antriebsmotor. Sie regulieren, ob wir gut aus dem Bett und vital durch den Tag kommen oder uns erschöpft fühlen. Wie auch über Sprichwörter deutlich wird: „Uns geht etwas an die Nieren" oder „Wir machen uns vor Angst in die Hose", gibt es Zusammenhänge von Physis und Psyche.
Und nun kommt die Lösung. Bewege dich auch im Homeoffice so viel wie möglich und sorge nach der Arbeit für Ausgleich (z.B. ein Spaziergang im Park, am Wasser, eine Atemeinheit, eine Yoga Stunde oder was auch immer dich glücklich macht).
Gehe umher, dehne (der Sprinter ist eine der besten Dehnungen für diesen Muskel) zwischendurch immer wieder deinen M.psoas über die vorgeschlagenen Übungen und gönne dir Phasen der Ruhe und Regeneration (gerade in Stresssituationen). Nimm dir 3-5 min und atme tief in den Bauch und den Brustkorb ein und aus. Spüre den Effekt von Klarheit, Konzentration und Ruhe, die sich unmittelbar einstellt. Dann trinke ein Glas stilles Wasser (da Cortisol den Wasserhaushalt reguliert) und nimm wahr, ob du deiner Situation mit einem anderen Blickwinkel begegnen kannst.
Sollte dies alles nicht zum Erfolg führen, dann wende dich an den Therapeuten deines Vertrauens. Man kann dem Körper über diverse Ansätze (z.B. Physiotherapie, Yoga, Kinesiologie u.v.m.) zu Lösungen verhelfen.
Probiere es gern aus. Viel Erfolg.
Ramona Dietrich | Yogalates ∞ Mindset by nature | www.leicht-in-bewegung.com
